Špūren einer Ergänzungssprache? Zur Präsenz des Deutschen im litauischen Alltag anhand eines Fotowettbewerbes

Alexander Mionskowski (Budapest & Leipzig) p.138-163

2024 Iss 1

Abstract

Der Beitrag stellt die Ergebnisse eines Fotowettbewerbs vor, der an der Universität Vilnius auf Basis soziolinguistischer Ansätze der Linguistic Landscapes / Spot German konzipiert wurde und zwischen den langanhaltenden Lockdowns dank einer breiten Kooperation von akademischen und schulischen DaF-Institutionen sowie auswärtigen deutschen Kulturträgern in Litauen durchgeführt werden konnte. Der substandardsprachliche Germanismus „Špūren“ sollte als deutsches Wort in litauischer Schreibweise das kreative Potential des sprachlichen Miteinanders im litauischen Alltag spielerisch symbolisieren. Die Entlehnung wurde trotz anderslautender Befürchtungen gut angenommen und hat das Potential zur Marke, wie die aktuelle Wiederaufnahme des Konzepts nach einem Jahr Pause zeigt. Berichtet wird zunächst über Hintergründe und Überlegungen zum Wettbewerb, den Adressatenkreis, das Auswahlverfahren sowie die verwendeten Medien, bevor die Einsendungen der 20 Gewinner/innen besprochen sowie weitere Daten zu den Entstehungshintergründen und -orten der Einsendungen mitgeteilt werden. Die eingesendeten Beispiele aus dem Alltag entstammen funktionalen Zusammenhängen, aus denen sich das „Wozu“ oder „Warum“ des Sprachgebrauchs in der Regel unmittelbar erschließt. Eine Einordnung des wissenschaftlichen Werts der Unternehmung für Erhebungen zur Präsenz des Deutschen im Rahmen des Konzeptes Deutsch als Ergänzungssprache beschließt den Text.

This article discusses the results of a photo competition organised at the University of Vilnius, based on the sociolinguistic approaches of Linguistic Landscapes and Spot German. It was carried out by several academic institutions and schools in Lithuania engaged in German as a Foreign Language in cooperation with different actors of German foreign cultural policy in the country and took place between several longer periods of Covid-19 related lockdowns. The title “Špūren”, a sub-standard Germanism consisting of a German lexeme in Lithuanian orthography, was chosen in order to symbolise the creative potential of the co-existence of languages in everyday life in Lithuania. This choice received positive feed-back and may potentially serve as a brand, as shown by the restart of the concept after one year. The article first explains the background and fundamental considerations in creating the competition, its addressees, the rating process and the media involved. Then, it discusses the 20 entries which were chosen as winners and summarises information on their backgrounds and the places where the pictures were taken. The analysis shows that the entries are rooted in everyday functional contexts, which usually provide clear information about the reasons and aims of choosing German. Finally, the article discusses the academic value of the competition for understanding the role of German in Lithuania in the context of the concept of “additional language of society”.