Issue 1/2023  -  ISSN 1470-9570

ARTICLES

Hinter als polyseme Präposition: semantische Netzwerkanalyse als Grundstein für den Fremdspracherwerb

Franka Kermer, Turku (pages 1-22)

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Dieser Beitrag möchte aufzeigen, wie die Grundsätze der kognitiven Linguistik und Semantik die motivierte Bedeutungsvielfalt der deutschen Raumpräposition hinter sichtbar machen können. Dazu wird auf Basis der aus dem DWDS-Korpus extrahierten Anwendungsbeispiele eine semantische Netzwerkanalyse durchgeführt, in der das prototypische Grundschema sowie die Bedeutungserweiterungen der Präposition hinter definiert werden. Trotz vieler Bemühungen um eine Anwendung kognitionslinguistischer Erkenntnisse im Fremdspracherwerb liegen im Kontext des DaF-Unterrichts nur wenige Studien vor, die sich den allgemeinen Wahrnehmungsprinzipien und der menschlichen körperlichen Erfahrung als Basis für den Sprachunterricht bedienen. Dieser Beitrag möchte sich dieser Möglichkeit widmen und stellt theoretische Erklärungsansätze zur Vermittlung der Präposition hinter als Grundstein für die universitäre DaF-Lehre vor.

Finnisch-deutsche Wirtschaftskommunikation. Eine Bestands-aufnahme nach 40 Jahren Lehre und Forschung (1980-2020)

Ewald Reuter, Tampere (pages 23-40)

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Der Beitrag rekonstruiert die zentralen Schritte der germanistischen Forschung zur finnisch-deutschen Wirtschaftskommunikation. Die frühe Forschung begann mit der Institutionalisierung von Wirtschaftsdeutschunterricht an den finnischen Fachhochschulen und Universitäten (1) und setzte ein mit kontrastiven Untersuchungen auf der Wort- und Satzebene (2), denen kontrastive Analysen von Text- und Gesprächssorten folgten (3). Mit Fragen der Kulturbegegnung beschäftigte sich alsbald die interkulturelle Interaktionslinguistik, die auch ein Phasenmodell der Schulung professioneller Kommunikation hervorbrachte (4). Näher erläutert werden der linguistische Kulturvergleich und die Stereotypenkommunikation (5), wonach im Überblick die zentralen Faktoren professioneller Curriculumarbeit benannt werden (6). Anmerkungen zur Machtkritik (7) und ein Ausblick (8) schließen den Beitrag ab.
This article reconstructs the most important steps of German studies research into Finnish-German business communication. Historically, research began after World War II when compulsory teaching of business German was established at Finnish business schools and universities (1). Initially, contrastive analysis focused mainly on grammar, i.e. on the structure of words and sentences (2), which was later followed by contrastive analyses of types of text and talk (3). The breakthrough to empirically dealing with questions of intercultural encounters was initiated by interactional linguistics, which also led to the production of a phase model of the training of professional business communication (4). Linguistic comparisons of cultures as well as the use of stereotypes in business communication are discussed in more detail (5), after which factors governing curriculum work are touched on briefly (6). Remarks on the critique of power (7) and on future research (8) complete the article.

Zur Diskrepanz von DaF an staatlichen Bildungseinrichtungen und privaten Sprachlehrinstituten in Marokko: Eine Frage der Lernmotivation

Abdelaziz Bouchara, Casablanca (pages 41-59)

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Als philologische Fächer stehen Germanistik und DaF in Marokko unter erheblichem Legitimationsdruck. Den Deutschlernenden ist schon bewusst, dass sie sich heute in einer neuen Realität zurechtfinden müssen, in der das Land Partnerschaften mit anderen Ländern unterhält. Den Erfordernissen des Arbeitsmarkts sowohl im Inland als auch im Ausland entsprechend wollen deshalb viele Marokkaner/innen einen zukunftsversprechenden Deutschkurs besuchen oder ein Germanistikstudium mit guten Berufsperspektiven anstreben. Deshalb ist die Nachfrage nach Deutschkursen an den privaten Sprachlehrinstituten im Gegensatz zu staatlichen Bildungseinrichtungen angesichts des am 1. März 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes der Bundesregierung so groß wie nie zuvor. Es soll aufgezeigt werden, dass zwischen DaF an staatlichen Bildungseinrichtungen und privaten Sprachlehrinstituten aufgrund der Lernmotivation eine erhebliche Diskrepanz besteht. Darüber hinaus werden Empfehlungen zum DaF-Unterricht in Theorie und Praxis in Marokko diskutiert.
In Morocco, German Studies has recently come under increasing pressure. In view of the development of economic and cultural processes, as well as the wider acceptance of English, it has become essential to seek alternatives and to become innovative. Thus, the traditional DaF (German as a foreign language) has to redefine its role and to offer professionally oriented modules instead in order to successfully motivate students of German philology, particularly with the example of private language schools, where Moroccans learn German for more pragmatic and practical purposes as a result of Germany’s new law on the immigration of skilled workers, which came into force on 1 March 2020. It will be shown that there is a considerable discrepancy between DaF at state educational institutions and private language teaching centres due to the motivation to learn. The article also discusses suggestions for improving the situation of German as a foreign language in Morocco.

Der Einfluss des Englischen auf den Deutscherwerb bei italophonen Schullernenden und Universitätsstudierenden

Federica Ricci Garotti, Trento; Katharina Salzmann, Trento & Gianluca Cosentino, Cagliari (pages 60-93)

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Zahlreiche Studien haben die Rolle des Englischen als wichtige Brückensprache hervorgehoben, d.h. als Sprache, die den Zugang zum Erwerb einer weiteren Fremdsprache erleichtert. Der Einfluss des Englischen kann jedoch beim Erwerb einer zweiten oder dritten Fremdsprache auch zu negativem Transfer führen. Ausgehend von dieser Annahme stellt der vorliegende Beitrag die Ergebnisse einer empirischen Studie über italophone Lernende des Englischen und Deutschen als Fremdsprache vor, um der Frage nachzugehen, (i) wie das Englische – als erste oder zweite Fremdsprache – den Deutscherwerb beeinflusst, (ii) ob der Transfer aus dem Englischen mehr oder weniger häufiger als der L1-Transfer ist und (iii) welche Faktoren den Transfer in der Deutsch-Produktion bestimmen: Sprachverwandtschaft, längere Studiendauer, Fremdsprachenstatus.
Numerous studies highlight the role of English as an important bridge language, i.e. a language that facilitates the access to third language acquisition. However, the influence of English can also lead to negative transfer while learning a second or third foreign language. Focusing on this assumption, this paper presents the results of an empirical study on Italian-speaking learners of English and German as a foreign language, in order to observe (i) how English – as first or second foreign language – actually influences the acquisition of German, (ii) whether English-based transfer is more or less frequent than L1 transfer and (iii) which factors determine transfer in German production: typological proximity, longer duration of studies, foreign language status.

Enrolment Limitations as the main Motivation behind choosing German as a Major at competitive Chinese Universities and its consequences

Carlos Peter Reinelt, Shanghai (pages 94-109)

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To understand the motivation behind choosing German as a Foreign language (GFL) as their major, the present study examined 75 Chinese college students from Peking University (N = 34) and Fudan University (N = 41). For the examination, an online questionnaire of 18 quantitative and 3 qualitative items was designed. The data led to three major findings: 1) the majority of students (N = 46) claimed that German was not their first choice major, 34 of whom stated they chose German because of limited choices due to their Gaokao score, 2) an independent samples t-test showed that whether German was their first choice or not functioned as a predictor for further motivation dimensions and, 3) in both groups the prospect of a possible study abroad in Germany has been stated as a higher motivation than an interest in German culture or possible benefits on the job market.

Überlegungen zur Anwendung von digitalen Wörterbüchern im Wortschatz- und Aufsatzunterricht. Eine Untersuchung an Deutschsprachlernenden eines Sprachlernzentrums in der Hauptstadt Kameruns

Williams Tsamo Fomano, Yaoundé, Kamerun (pages 110-123)

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Der Beitrag untersucht den Einfluss von digitalen Wörterbüchern auf das Wortschatzlernen und die Textproduktion. Er illustriert den Ist-Stand des kamerunischen Deutsch¬unterrichts mit seinen lehrwerkzentrierten Unterrichtsansätzen und stützt sich dann auf einige Studienergebnisse zur Anwendung von digitalen Materialen und Wörterbüchern bei Wortschatz- und Aufsatzaufgaben, um zu analysieren, ob digitale Wörterbücher das Lernen positiv beeinflussen und folglich im Fremdsprachenunterricht erfolgreich einge¬setzt werden können.

Wechselwirkungen zwischen der deutschen Sprache und der deutschen Wirtschaft im internationalen Kontext

Nora-F. Freytag, Berlin (pages 124-145)

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Im folgenden Beitrag wird ausgehend von der Sprachenpolitik der BRD und der DDR die Wirtschaft als Handlungsfeld der deutschen Sprache beschrieben in Folge ihrer langjährigen wechselseitigen Beziehung. Schwerpunkte sind die Relevanz des Themenkomplexes aus politischer und wirtschaftlicher Sicht sowie (außen)politische Maßnahmen mit Fokus auf die Wende 1989/90 und Faktoren, die die Sprachenwahl in diesem Handlungsfeld beeinflussen (können). In einer daraus resultierenden vergleichenden Analyse der Konsulats- und Mustervorschriften der Handelskammer Hamburg (K und M) mit vorliegenden, empirischen Studien zum Fremdsprachengebrauch und -bedarf in international agierenden Unternehmen sollen Erkenntnisse zur Relevanz der in den K und M empfohlenen Korrespondenzsprachen für die Sprachenwahl der Unternehmen gewonnen und sich daraus ergebende Fragestellungen erörtert werden.
The following article describes the economy as a field of action of the German language in consequence of its mutual relationship, starting from the language policy of the FRD and the GDR. The focus is on the relevance of this complex of topics from a political and economic point of view as well as (foreign) policy measures with a focus on the turn of 1989/90 and factors that (can) influence the choice of language in this field of action. In a resulting comparative analysis of the consular and model regulations of the Hamburg Chamber of Commerce (K and M) with existing empirical studies on foreign language use and demand in internationally operating companies, insights into the relevance of the correspondence languages recommended in the K and M for the language choice of companies are to be gained and resulting questions discussed.

Using YouTube and Facebook as German Language Learning Aids: A pilot study in Hong Kong

Ka-yan Cheung, Apple H.C. Lam & Dickson K.W. Chiu, Hong Kong (pages 146-168)

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This research seeks to account for the experiences of tertiary students in German language learning by using Facebook and YouTube as aids. Several studies have already investigated the role of Facebook and YouTube in informal language learning. Yet, those studies did not explore utilizing Facebook and YouTube in language learning, especially in German, for university students in Asia. Therefore, this project endeavors to fill in this research gap. An online survey was distributed to collect data from university students. The 5E Instructional Model is employed to investigate how YouTube and Facebook aid German language learning and related limitations. Comparing two social networking sites reveals that YouTube is more effective in supporting German language learning.

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