Politik und Privatleben in Wolfgang Staudtes ‘Rotation’

Meike van Hoorn (Presov) p.43-62

2013 Issue 3

Abstract

Stets ein wenig im Schatten der berühmteren Staudte-Filme stehend, ist Rotation doch ein Film, der eine spannende Frage thematisiert: War es im Dritten Reich möglich, unpolitisch zu bleiben oder trägt auch ein vermeintlich unpolitischer Familienvater eine Mitschuld am Geschehen? In Rotationbeantwortet Wolfgang Staudte diese Frage, indem er die Untrennbarkeit der privaten und politischen Sphäre vorführt. Wie er dies filmästhetisch umsetzt, wurde bisher vorwiegend mit Blick auf die Montage beschrieben, das Kameraverhalten blieb weitgehend unberücksichtigt, die Figurenkonstellation unterbewertet. In diesem Beitrag geht es daher einerseits darum zu zeigen, dass und wie konsequent auch das Kameraverhalten und die Figurenkonstellation der Darstellung jener Untrennbarkeit von Öffentlichem und Privatem dienen. Andererseits wird gezeigt, wie der Film den Rückzug ins Private zwar kritisiert, gleichzeitig aber die bürgerliche Kleinfamilie und ihre Rollenverteilung als Konsens voraussetzt und bestätigt.