Aufmerksamkeit statt Automatisierung. Überlegungen zur Rolle des Wissens im Grammatikunterricht

Paul R. Portmann-Tselikas (Graz) p.29-58

2003 Issue 2

Abstract

Der Beitrag geht davon aus, dass das Denken über den Grammatikunterricht immer noch stark von Vorstellungen geprägt ist, die ihre Wurzeln im Audiolingualismus haben, sichtbar etwa an der fast ausschließlichen Produktionsorientierung der didaktischen Verfahren und der Orientierung am Begriff der Automatisierung. Entsprechend schwierig ist es, Einsichten aus der Spracherwerbsforschung und der Sprachlerntheorie für die Didaktik nutzbar zu machen, denn diese heben eher die Wichtigkeit der Rezeption und der Bedeutung syntaktischer Formen und Strukturen für das Lernen hervor. Auch zeigen sie, dass Automatisierung nicht einzelne Regularitäten betrifft, sondern ein komplexer, systemischer Prozess ist. Eine Erneuerung des Grammatikunterrichts, die diesen Erkenntnissen gerecht wird, kann nur zustande kommen, wenn diese fundamentalen Differenzen deutlich werden und die Erwartung an das, was Grammatikunterricht leisten soll, verändert werden. Dann kann auch das didaktische Instrumentarium der Grammatikvermittlung sinnvoll und zielgerichtet erweitert werden.