Mona Eikel-Pohen (Syracuse, NY) p. 1-15
2024 Issue 2
Abstract
Die vorliegende Dokumentation beruht auf semesterbegleitenden autoethnografischen Aufzeichnungen der Verfasserin/Kursleiterin an einer nordamerikanischen Forschungsuniversität des Frühlingssemesters 2024. Sie beschreibt, wie Augusto Boals Forumtheater als Ausdruck von Friedenspädagogik für den Deutschunterricht sinnvoll und nachhaltig sozialkritisch, ganzheitlich, kooperativ, interkulturell und sprachlehrpraktisch eingesetzt werden kann. Boal enwickelte das Forumtheater-Konzept in Lateinamerika, um sozialstrukturelle Unterdrückungen zu entlarven und gleichzeitig Handlungsspielräume Einzelner spielerisch zu erproben. Die Verfasserin wandte das Konzept in einem mehrwöchigen Projekt im Deutschunterricht in einem Fortgeschrittenenkurs an, der sich intensiv mit dem Thema der sozialen Gerechtigkeit in deutschsprachigen Ländern widmete. Dabei wurde dem Modell Boals weitgehend gefolgt, jedoch immer wieder zugunsten der Sprachlehrpädagogik sowie der institutionellen Situation der Lernenden entsprechend Änderungen vorgenommen. Diese Beschreibungen umfassen dementsprechend Überlegungen und Vorgehensweisen zu sowie Änderungen gegenüber Boals Konzept. Sie zeigen zudem Reflexionsfragen und Rubriken, die als Grundlage zur Bewertung der Lernendenleistungen dienten. Der Text wurde, in Anlehnung an Boals Vorgehen, in zehn (sokratischen) Fragen formuliert, welche Pädagog:innen und Sprachlehrende, die mit Boals Konzept nicht vertraut sind, zu stellen neigen.