Der Film JOHN RABE in Japan

Till Weber (Okinawa) p.158-179

2021 Iss 2

Call für Papers: virtueller DaF-Unterricht Heft 1/2022

Abstract

2017 ist der Roman Willkommen in Amerika der schwedischen Autorin Linda Boström Knausgård auf dem deutschen Buchmarkt erschienen. Es ist die Geschichte der elfjährigen Ich-Erzählerin Ellen, die sich nach dem Tod ihres depressiven und gewalttätigen Vaters in Schweigen und soziale Isolation zurückzieht. Dass die erzählerische Gegenwart als Stillstand inszeniert ist, richtet den Blick umso stärker auf die Innenwelt der Erzählerin, mithin auf schmerzhafte und angsteinflößende Erinnerungen an den Vater, die in Gestalt von Flashbacks noch ihre Gegenwart überlagern. Vergangenheit und Gegenwart Ellens werden in variierender Intensität synchronisiert, wodurch ihre seelische Verstörung Ausdruck findet. Das Mädchen zeichnet sich für den Tod des Vaters verantwortlich, der zu einem nicht abzuschüttelnden Begleiter ihrer voranschreitenden Gegenwart avanciert, bis der Suizid für Ellen zur greifbaren Option wird. Erst mit dem Eintritt in die Phase der Adoleszenz brechen ihre Fixierung auf die Vergangenheit und ihre mentale Erstarrung auf. So lässt sich das Erinnern von verstörenden Kindheitserfahrungen auf der Handlungs- ebenso wie auf der Darstellungsebene als konstitutives Strukturelement des Romans bestimmen.