Der Teufelsbund als Puppenspiel. Reflexionen zum Aufführungsbesuch eines Literaturklassikers und zu seiner Einbindung in den Unterricht

Dieter Hermann Schmitz (Tampere) p.56-72

2023 Iss 3

Abstract

Im Fokus dieses Beitrags steht die Auswertung einer Aufführung von Goethes Tragödie Faust I als aufwändiges Figurentheater durch die Freiburger Puppenbühne im finnischen Tampere vom Oktober 2021. Genauer gesagt geht es um die Frage, wie der Einbezug eines Gastspiels in den universitären Literaturunterricht gelungen ist. Dass die didaktische Nutzung (multimedialer) Adaptionen eines Literaturklassikers einer alleinigen Lektüre vorzuziehen ist, versteht sich aufgrund der leichteren und lernmotivierenden Zugänglichkeit von Theater, Film, Comic usw. im Vergleich zu rein textbasierten Medien von selbst. Doch welche vorentlastenden Maßnahmen erwiesen sich für das Verständnis als hilfreich und wie sah die Rezeption bei den jungen Deutsch-Studierenden im Einzelnen aus? Die mithilfe eines Fragebogens erhobenen Meinungsbilder werden kontrastiert und gespiegelt von einer ähnlichen Befragung mit einer (älteren) Vergleichsgruppe und unterfüttert durch ein Leitfadeninterview mit den Theaterverantwortlichen. Die Ergebnisse legen nahe, dass Vorentlastungen auftretende Verständnisschwierigkeiten bei einem (sprachlich) sehr anspruchsvollen Werk wie Faust nur sehr bedingt verhindern können, sie aber dennoch unabdingbar sind. Noch wichtiger erscheint, dass sich solche organisatorisch zeitaufwändigen „Unterrichtseinheiten“ außerhalb des normalen Seminarraumgeschehens dennoch lohnen, da der persönliche Erlebnischarakter von Gastspielen und Theaterbesuchen vieles auszugleichen vermag. Junge Studierende zeigten sich dabei empfänglicher und begeisterungsfähiger als die Vergleichsgruppe.

This article focuses on the evaluation of a performance of Goethe’s tragedy Faust I as an artistic figurine theatre by the Freiburg Puppet Theatre in Tampere, Finland, in October 2021. More precisely, the article addresses the question of how successful the inclusion of a guest performance in a university literature course has been. It goes without saying that the didactic use of (multimedia) adaptations of a literary classic is preferable to reading alone, due to the easier and more learning-motivating accessibility of theatre, film, comics etc. compared to purely text-based media. The students were familiarised with the text beforehand, but which familiarisation measures proved helpful for comprehension and what did the reception on the part of the young German students look like in detail? The opinions collected with the help of a questionnaire are contrasted with, and mirrored by, a similar survey with an (older) comparison group and supported by a structured interview with the theatre professionals. The results suggest that preliminary familiarisation can prevent difficulties in understanding a (linguistically) very demanding work such as Faust only to a very limited extent, but is nevertheless indispensable. It seems even more important that such time-consuming “teaching sessions” outside of the normal seminar room are nevertheless worthwhile, since the personal experience factor of guest performances and theatre visits can compensate for a great deal. Young students proved to be more receptive and enthusiastic than the comparison group