Deutschsprachige Literatur der Roma und Sinti im DaF/DaZ-Unterricht: Inter-/transkulturelles Lernen am Beispiel der Autobiographie ‘Gypsy’ von Dotschy Reinhardt

Julia Podelo (Bayreuth) p52-74

2016 Issue 3

Abstract

Seit über einem Jahrzehnt plädieren transkulturelle Arbeiten für die Einbindung von mehr-/anders- und fremdsprachiger Literatur in der Schule. Dennoch konzentriert sich die Mehrheit der literaturdidaktischen Forschung hierzu bisher auf die klassische „Migranten-/Minderheitenliteratur” oder auf den Einbezug von literarischen Werken aus unseren europäischen Nachbarländern. Ganz am Rande erscheinen beispielsweise (in zunehmender Anzahl) Publikationen zur Literatur deutscher Sprachinseln im Ausland (z.B. Russlanddeutsche) und (leider in noch immer zu geringem Maße) zur Literatur der Roma und Sinti. Mag dies vielleicht auch der geringeren Verfügbarkeit von derartigen Werken geschuldet sein, so erscheint es doch bemerkenswert, dass die deutschsprachige Literatur der Roma und Sinti nach wie vor von allen germanistischen Disziplinen marginalisiert, wenn nicht gar ignoriert wird – obwohl diese Bevölkerungsgruppen seit dem Mittelalter im deutschsprachigen Raum gegenwärtig sind. Dabei sind gerade hier interessante Aspekte zur kulturellen Hybridität (bedingt durch vielfältige Einflüsse auf die Kulturen der Roma und Sinti?) und zum Umgang mit Mehrsprachigkeit (Spracherhalt vs. Sprachverlust des Romanes?) zu erwarten. Der folgende Beitrag möchte anhand des autobiographischen Werks der bekannten Jazzmusikerin und Sinteza Dotschy Reinhardt erste Impulse und Anreize zur Auseinandersetzung mit dieser Literatur im DaZ-spezifischen Kontext liefern. Die Analyse erfolgt unter dem übergeordneten Fokus der kulturellen Hybridität und Mehrsprachigkeit, sowie unter der literaturdidaktischen Perspektive „Autobiographien im Deutschunterricht” und wie diese in einem DaF/DaZ-Unterrichtssetting nutzbar gemacht werden können.