Einleitung: Deutsch als ‚Ergänzungssprache‘ in europäischen Gesellschaften: Kontexte, Funktionen und sprachenpolitische Implikationen

Heiko F. Marten (Mannheim) & Rēzekne & Alja Lipavic Oštir (Maribor & Trnava) p.1-14

2024 Iss 1

Abstract

Dieser Beitrag führt in die thematische GFL-Nummer zu Deutsch als ‚gesellschaftlicher Ergänzungssprache‘ in europäischen Ländern ein. Ausgangspunkt ist die von Marten (2021a, 2021b, 2023) diskutierte Beobachtung, dass Deutsch im Baltikum heute zwar weder offizielle Sprache noch eine dem Englischen vergleichbare Lingua franca ist, aber in der Gesamtheit früherer und heutiger Rollen mehr Funktionen hat als viele andere Sprachen. Welche Vorteile diese Konzeptualisierung hat und ob sie auch für andere Länder relevant ist, wird in den Beiträgen dieses Heftes aus der Perspektive Sloweniens, Bosnien-Herzegowinas, Nordmazedoniens, Litauens, Lettlands und Belgiens diskutiert. Sozio¬lin¬guistische und sprachenpolitische Aspekte werden ebenso kontextualisiert wie Überlegungen zur Entwicklung der Germanistik und zum Sprachmarketing unter Berücksichtigung des Deutschen. Die Beiträge zeigen, dass gerade im östlichen Europa die Konzeptualisierung als ‚Ergänzungssprache‘ sinnvoll sein kann; gleichzeitig soll der Beitrag zur Anwendung auf weitere Situationen und Regionen einladen.

This paper introduces the readers to this thematic issue of GFL on German as ‘additional language of society’ in European countries. Point of reference is Marten’s (2021a, 2021b, 2023) observation of multilingualism in the Baltic states, where German is today neither an official language nor a lingua franca such as English. Yet, it has more historically rooted and contemporary functions than many other languages. The papers in this volume discuss advantages and limits of this conceptualisation and its relevance for other countries, from a perspective of Slovenia, Bosnia-Hercegovina, North Macedonia, Lithuania, Latvia, and Belgium. The discussion includes aspects of sociolinguistics and language policy, of acade¬mic languages or language marketing. In total, the articles show that the concept of ‘additional language of society’ may be of particular relevance in the Eastern half of Europe; at the same time, the issue is an invitation to contemplate its application to other situations and regions.