Hybride Sprache – ein identitätsstiftendes Phänomen? Zwei Literaturbeispiele von Emine Sevgi Özdamar und Ilija Trojanow

Katrin Gebhardt-Fuchs (Karlsruhe) p26-47

2016 Issue 1

Abstract

Die Theoreme ,Hybridität‘ und ‚Dritter Raum‘, die aus der postkolonialen Theorie hervorgegangen sind und von dem Literaturwissenschaftler Homi K. Bhabha entwickelt wurden, haben besonders in der Interkulturellen Literaturwissenschaft an Bedeutung gewonnen. An zwei literarischen Beispielen aus der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur wird im Beitrag ‚Hybridität‘ in der literarischen Sprache als identitätsstiftendes Phänomen untersucht: Einerseits bei der deutsch-türkischen Autorin Emine Sevgi Özdamar, die in ihren Texten ästhetische hybride Sprachgebilde konstruiert, um über die literarische Sprache auf eine deutsch-türkische Identität zu verweisen. Andererseits bei Ilija Trojanow, der in seinem Roman ‚Der Weltensammler‘ auf kulturelle Hybridität verweist, wenn die gesprochene Sprache der indigenen Kultur in die englische Sprache der Kolonialmacht übersetzt wird. Kulturelle Übersetzung bedeutet in den Worten der Postkolonialforscherin Gayatri Spivak nicht „reiner Sprachaustausch“, sondern vielmehr „das Aushandeln von Problemen des Selbst- und Fremdverstehens in der jeweilig sprachlich-kulturellen Kommunikation.“ Können literarische Identitäts-entwürfe, die sprachlich Hybridität erzeugen, ein Bewusstsein schaffen, das der Dynamik und Flexibilität der heutigen kulturellen Mobilität von Menschen und Gesellschaften entsprechen. Oder stößt man eher auf Grenzen der eigenen kulturellen Identitäts-wahrnehmung und verfängt sich im Netz von Zuschreibungen, die über Sprache und Literatur transportiert werden?