Uwe Sieben (Karlsruhe) p.101-124
2000 Issue 2
Abstract
Der Beitrag bezieht sich auf meine fünfjährige Arbeit als Lektor des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in der Türkei. Der Unterricht mit jungen Türkinnen und Türken, die in Deutschland aufgewachsen waren und in das Land ihrer Eltern zurückgekehrt sind, gab häufig Anlass zu inter – wie intrakulturellen Betrachtungen. Eine germanistische Ausbildung, die sich nicht in einer späteren beruflichen Tätigkeit konkretisiert, hat sicherlich eines ihrer wichtigsten Ziele verfehlt. Rückkehrerstudenten, die Deutsch als Fremdsprache studieren und sich mit beiden Kulturen, der deutschen wie der türkischen, wissenschaftlich befassen, könnten hervorragende Dolmetscher und Mittler werden, zumal der Dialog zwischen westlicher und islamisch-orientalischer Welt ein hervortretendes Problem unserer Zeit darstellt. Diese Einstellung versuchte ich auf unserem Bayreuther Symposium “Dolmetschen als Prozess interkulturellen Mittelns” im Sommer 1993 zu verdeutlichen. Ich schildere zahlreiche Beispiele aus dem Sprach- und Literaturunterricht, anhand derer wir versucht haben, uns für kulturspezifische Fragen zu sensibilisieren und mögliche Konflikte forschend, kooperativ und konstruktiv auszutragen. Ausgangspunkt bildeten die Texte der im Anhang erwähnten unveröffentlichten Anthologie, die, inshallah, der einst ein kleines Lehrwerk der interkulturellen Sprach- und Literaturdidaktik werden soll.