Clas Dammann (Frankfurt/M) p.80-92
2003 Issue 1
Abstract
Gut 70 Jahre nach Egon Erwin Kisch, dem legendären ‘rasenden Reporter’, ist in Berlin einer seiner Enkel wieder als Reporter unterwegs: Alexander Osang, geboren 1962 in Ost-Berlin, mehrfach ausgezeichnete ‘Edelfeder’. Wie Kisch beschreibt auch er eine Stadt im Wandel: Das Berlin der Nach-Wende-Zeit, eine Stadt, die sich anschickt, Bundeshauptstadt zu werden, die von professionellen Marketing-Experten verkauft wird als das ‘Neue Berlin’. Um die rasante Veränderung in Worte zu fassen, wählt Osang die klassische Methode der Reportage. Er beschreibt das Große anhand des Kleinen. Wie Kisch ist Osang als Augenzeuge unterwegs, die ‘Exotik der Nähe’ interessiert ihn. Osangs Reportagen leben von seinen unmittelbaren Beobachtungen. Um einige Reportagen aus dem ‘Reich der neuen Mitte’ von Alexander Osang soll es hier gehen, um das Bild, das der Reporter von der Stadt entwirft. Dabei wird sich zeigen, dass Osang von den Außenrändern der ‘Neuen Mitte’ berichtet. Bei ihm kommen die Menschen am Rande der rasanten Entwicklung vor, in ihren Augen spiegelt sich der Wandel der Stadt. Nicht das platte Abbild, nicht die Eins-zu-Eins-Hochglanz-Fotografie, sondern ein solches Spiegelbild der Stadt präsentiert Osang.