Mit Lücken beglücken: Kleine statistische Beobachtung zum Einüben von Beschwerdebriefen

Joachim Grzega (Donauwörth) p.22-32

2023 Iss 3

Abstract

Der Beitrag untersucht, wie man berufsbezogenene Schreibkompetenzen messbar verbessern kann. Dazu wurde zu Beginn eines B2-Deutsch-Berufssprachkurses der Texttyp „Beschwerdebrief“ in Online-Sequenzen über verschiedene Techniken eingeübt: Zuordnung ganzer Wörter in Textlücken; Ergänzung halber Wörter in Textlücken; Suche nach und Verbesserung von verschiedenartigen Fehlertypen; freies Schreiben (Aufgabenstellung in Telegrammstil und Bildern). Anfang und Ende bilden gleichartige Tests, um Kompetenzveränderungen in Orthographie, Grammatik, Wortschatz und pragmatischer Kompetenz zu messen. 8 Testpersonen (Tp) haben alle Teile mitgemacht. Ein t-Test mit ungleichen Varianzen (Signifikanz-Niveau 0,05) zeigt bei den Gesamtpunktzahlen eine leichte, aber signifikante Steigerung. Mit Blick auf den sprachsystemischen Teil ist eine signifikante Steigerung feststellbar. Bezüglich des sprachpragmatischen Teils zeigt sich bei sechs der acht Tp und beim Median für die Gruppe zwar ebenfalls eine Verbesserung, aber sie kann in statistischer Hinsicht nicht als signifikant bezeichnet werden. Die Auswertung legt nahe, dass sich ein Einstieg aus einem Text in zwei Lücken-Varianten (die für eine Lehrkraft auch relativ einfach vorzubereiten sind), einem Text zur Fehlerkorrektur und einer Aufgabe in freiem Schreiben als Hinführung zu dieser oder einer ähnlichen Textsorte unter realen Unterrichtsbedingungen lohnen. Dabei sollte allerdings vielleicht überdeutlich auf die Bedeutung der pragmalinguistischen Kompetenz hingewiesen werden.