“Österreichisches Deutsch” als Fremdsprache? Kritische Überlegungen

Martin Putz (Innsbruck) p.48-76

2002 Issue 3

Abstract

Seit geraumer Zeit wird die offiziöse Fremdsprachendidaktik und -politik in Österreich von einem einzigen Gedanken geprägt: nicht Deutsch, sondern Österreichisches Deutsch (ÖD) ist die nationale, einheitliche und von Wien als ihrem einzigen Zentrum ausgehende Landessprache. Diese zum Teil sehr militant durchgesetzte und von den maßgeblichen Bundesstellen – natürlich rein Wiener Institutionen – geforderte Einstellung stiftet im Sprachunterricht jenseits der Landesgrenzen oft Verwirrung. Zum einen wird die Andersartigkeit des ÖD maßlos überbewertet bzw. werden ostösterreichische Dialekt- und Soziolekterscheinungen zu Merkmalen eines österreichischen Standards verallgemeinert, andererseits sehen sich die Österreichischen Sprachinstitute gezwungen, immer wieder darauf hinzuweisen, auch österreichische Deutschlehrer würden normales Deutsch unterrichten, wiewohl in politischen Manifesten, wie sie in liberalen Ländern ohne Hang zum staatlichen Dirigismus undenkbar wären, dann immer wieder ein Bekenntnis zur nationalen Identität und staatlichen Auslandskulturpolitik abgelegt wird (vgl. Payerbacher Positionspapier).