Tourismus im DaF-Unterricht – auf kulturwissenschaftlichem Fundament

Hans-Joachim Bopst (Germersheim) p.55-78

2011 Issue 3

Abstract

Gleich, ob sich Deutsch als Fremdsprache (in ihrer Mutterlands- oder Auslandsvariante) vom Einbezug des Tourismus neuen „Lebenssaft“ erhofft – interessierte(re) Studierende, weite(re) Berufsperspektiven, oder sich wahlverwandtschaftlich angezogen fühlt von Themen wie Grenzerfahrung, Transkulturalität, Nachhaltigkeit des Reisens u.ä. – die Beschäftigung mit Tourismus im DaF-Unterricht darf nicht nur um der Beschäftigung willen einsetzen und weil das Thema ‚Reisen’ so „beliebt“ ist. Vielmehr erweist sich das traditionell von Wirtschaftswissenschaft, Geographie, Pädagogik, Volkskunde und schließlich der Tourismuswissenschaft beackerte akademische Feld des Reisens als prädestiniert für eine kulturwissenschaftliche Perspektive, bei der die VertreterInnen des Faches DaF sich selbst treu bleiben, indem sie ‚Reisen’ als bedeutungsgeladenen ‚kulturellen Text’ begreifen, der Selbstverständigung, Wertediskurs und Sinn(be-)suche der touristischen Akteure anregt oder begleitet. Dies soll auf zweifache Weise exemplifiziert werden. Zum einen können sich an touristischen Texten und ihren Übersetzungen Textkompetenz, Informationsmanagement und Kulturmittlung von DaF-VertreterInnen beweisen und dabei der verbreiteten Missachtung und Suboptimalität dieses Textgenres abhelfen. Zum anderen bietet Tourismus an jedem Ort der Erde „natürliches“ Anschauungsmaterial, das durch Projektunterricht – unser Beispiel: die Ausrichtung von Reiseausstellungen – erschlossen und auf seine Werthaltigkeit hinterfragt werden kann.