Stefan Halft (Passau) p.5-39
2010 Issue 3
Cultural Encounters in Contemporary German Cinema
Abstract
Das deutsch-türkische Kino setzt sich seit der Einreise der ersten türkischen ‚Gastarbeiter„ intensiv mit der türkisch-deutschen Selbstdefinition auseinander. Frühe Filme präsentieren Fremd(heits)bilder eines kulturellen alter, dem ein deutsches Selbstbild sowie ein normatives Integrationskonzept gegenübergestellt werden. Seit den 1990er Jahren werden diese Fremd(heits)bilder zunehmend mit Selbst(werdungs)bildern der ‚Deutschtürken„ konfrontiert, die Stereotype untergraben und eine veränderte Selbstrepräsentation und Selbstdefinition anstreben. Ziel des Beitrages ist es, die skizzierten Tendenzen im deutsch-türkischen Film als “interkulturelle” Konstellationen strukturell zu erfassen. Über einen engen Interkulturalitätsbegriff hinausgehend werden intrakulturelle Konstellationen (Generationen, Milieus und Lebensstile) ebenso ins Visier genommen, wie transdifferente Phänomene im Hinblick auf Figuren und (abstrakt-) räumliche Kontaktzonen und die in ihnen ablaufenden Aushandlungs-, Übersetzungs- und Aktualisierungsprozesse. Ob aus diesen Prozessen genuin transkulturelle Identitäten hervorgehen wird ebenso zu diskutieren sein wie die Frage, welche Machtstrukturen den interkulturellen Interaktionsprozess negativ beeinflussen. Dabei fällt auf, dass von einem multikulturellen cinema of métissage nur bedingt gesprochen werden kann: Dem stehen bisweilen noch Kommunikations- und Interaktionsbarrieren entgegen.