“Klammersprache Deutsch” in der gesprochenen Wissenschaftssprache.

Sabine Jasny (Sydney) p.21-42

2008 Issue 2

Abstract

Die Klammerkonstruktion ist ein Charakteristikum der deutschen Sprache und ein Hotspot im DaF-Unterricht. Ihre Verwendung folgt gemäß den Thesen Weinrichs (1984, 1986, 1993) sowie den empirischen Ergebnissen Thurmairs (1991) dem Prinzip der Gedächtnisfreundlichkeit. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, exemplarisch am Beispiel lexikalischer Klammern zu untersuchen, ob sich dieses Prinzip auch für die Klammern in der Diskursart Vorlesung bestätigt, in der die Konstruktion im Spannungsfeld zwischen inhaltlicher Komplexität und Mündlichkeit unter Druck geraten dürfte. Theoretisch leitend ist dabei der Gedanke, dass die Verwendung der Klammerkonstruktion nicht nur wie bei Weinrich (1984) formuliert in mündlichen und schriftlichen Texten unterschiedlich ist. Vielmehr wird dafür plädiert, von text- bzw. diskurstypischen Differenzen auszugehen und die diskursiven Bedingungen sowie das praktische Handeln der Dozenten im Diskursraum in der Analyse zu berücksichtigen. Im Ergebnis wird gezeigt, dass sich diese Vorgehensweise für das Verständnis der Konstruktion sowie für die Praxis des Faches DaF als fruchtbar erweist. Als Basis der empirischen Untersuchung dient ein Korpus von 26 Vorlesungen aus 8 Disziplinen (Jasny 2001) sowie Vergleichsdaten aus einem Forschungskolloquiumsvortrag, zwei weiteren Vorlesungen und aus drei Schulstunden (Jasny 1997).